Welche Rolle spielt Essen in diesen Zeiten für dich?
Ich beobachte, dass es bei vielen Menschen zu Beginn der Corona-Krise zu einem veränderten Verhalten kam. Fast ein wenig panisch haben sich viele Menschen für die kommenden Wochen mit Lebensmitteln eingedeckt. Es wurde gehamstert, aus Angst das es nicht mehr genug Lebensmittel in den Supermärkten geben könnte. Eine Krise löst bei vielen Menschen die Gedanken an Kriegszustände aus. Ein möglicher Mangel oder eine Unterversorgung mit Lebensmitteln ist für viele unvorstellbar in Zeiten wo wir es gewohnt sind, dass stets alles und jederzeit verfügbar ist.
Hast du Angst, nicht genug zu bekommen? Was löst ein Mangel bei dir aus?
Du arbeitest vielleicht im Home Office und verbringst mehr Zeit als gewöhnlich daheim. Es gibt kein Kantinenessen, die Kinder werden nicht in der Kindertagesstätte mit Essen versorgt und du musst plötzlich mehr kochen und dir Gedanken über die nächste Mahlzeit machen. In dieser Zeit ist für viele Essen und Kochen eine echte Herausforderung, denn es ist präsenter und erfordert mehr Aufmerksamkeit als wir gewohnt sind.
Macht dir das ständige „Nachdenken“ über die nächste Mahlzeit Stress? Wie wichtig ist dir ein gesundes Essen wirklich? Wie viel Zeit nimmst du dir tatsächlich zum Kochen und Vorbereiten?
Ein Umdenken, ein neues Bewusstsein für unser Essverhalten ist jetzt und auch in Zukunft nötig. Denn Gesundheit wird immer wichtiger werden. Das sollte spätestens jetzt bei jedem angekommen sein. Ernährung spielt dabei die entscheidende Rolle. Nicht nur das, was du isst hat Auswirkungen auf deinen Körper, sondern auch wie und wo du isst und mit welchen Gedanken. Durch Achtsamkeit kannst du lernen, wieder zu spüren, wann es genug ist und was dir wirklich gut tut.
Du solltest es dir wert sein, mehr Geld für deine Lebensmittel auszugeben! Denn alles was du isst, wird ein Teil von dir.
Aktuell ist wahrscheinlich auch dein Tagesablauf komplett durcheinandergeraten. Mein Lebensrhythmus hat sich zumindest komplett verändert. Ich bewege mich sehr viel weniger, bin am Abend daheim und esse viel früher als gewohnt. Ich benötige deutlich weniger Energie und habe mein Essverhalten entsprechend angepasst. Mein Essverhalten passe ich also meinem Bewegungsverhalten an und hab so keine Gewichtsprobleme. Zusätzlich lassen wir gerade das Frühstück weg und sind fast unfreiwillig beim Intervallfasten gelandet. Meine Leber und mein Verdauungssystem dürfen mal aufatmen und Pause machen … so wie ich. Ich achte auf meinen Körper in dieser Zeit und unterstütze ihn bestmöglich.
Wann hast du wirklich Hunger? Wann isst du aus Stress oder Langeweile oder Belohnung?
Wenn du auf deine Gefühle und Emotionen achtest, merkst du genau wann du wirklich Hunger hast. Auch hier kannst du mit Achtsamkeit deine Fähigkeit schulen, mit allen Sinnen bei einer Sache zu sein. So kannst du typischen Essfallen und Belohnungsessen entgehen. Lerne zu unterscheiden zwischen emotionalen und wirklichen Hunger, indem du genau hin spürst und auf dich achtest.
Isst du gerne in Gesellschaft?
Eine Mahlzeit kann mehr als nur den physiologischen Hunger sättigen, also die Nährstoffbilanz auszugleichen. Sie hat auch eine soziale Komponente und sie befriedigt auf der seelischen Ebene die Bedürfnisse nach Sicherheit, Zugehörigkeit und Liebe.
Wir essen um zu überleben und die Lust am Essen ist der Motivator. Schon bei Säuglingen kann man beobachten, dass das Lustgefühl nicht nur für das Bedürfnis der Sättigung steht, sondern auch andere Bedürfnisse befriedigt. Die Lust am Essen kann auch den seelischen Hunger sättigen, kann das „Loch“ füllen, sollte aber eher durch z. B. die Gemeinschaft beim Essen gesättigt werden.
Das Essen vor dem Fernseher und dem Computer sättigt den Körper und lässt die Seele verhungern. Es ist meist das Gespräch am Tisch, in der Gemeinschaft, das entscheidet, ob wir auf allen Ebenen seelisch, sozial und physiologisch mit Genuss satt werden.
Wie sieht dein innerer Esstisch aus?
Wenn du den Entschluss gefasst hast, Gewicht zu verlieren, wird in der klassischen Ernährungsberatung ein spezieller Plan auf der Grundlage der ausgerechneten Kalorienzahl pro Tag, mit Lebensmitteln, die eine hohe Nährstoff- aber geringe Energiedichte aufweisen, ausgestellt. Dein innerer Esstisch wird von heute auf morgen abgeräumt und neu gedeckt. Also ein abrupter „Beziehungsabruch“ von Beziehungen, die möglicherweise schon seit Jahrzehnten bestehen.
Um aber ein neues „Beziehungsangebot“ anbieten und annehmen zu können, ist es meist nötig sich die sozialen Familienthemen anzusehen. Das familiäre Umfeld hat im besonderen Maße direkte Auswirkungen auf unser Selbstwert- und Autonomiegefühl.
Was sind deine tieferen Ursachen für ein Zuviel an Gewicht?
Oft kann die Sehnsucht nach der Erfüllung seelischer Bedürfnisse zu unkontrolliertem Essen führen. Es ist fast immer der innere Mangel, der zu äußerer Fülle führt. Hinter diesem können sich Traurigkeit, Einsamkeit, Frust oder Überforderung verstecken. Nichtbefriedigtsein führt zu inneren Spannungen und dem Wunsch, die fehlende Zufriedenheit durch Essen wiederherzustellen. Wer nicht bekommt, wonach er sich in seinem tiefsten Inneren sehnt, der wird leicht in die Falle tappen, sich dann wenigstens im Kühlschrank das zu holen, wonach sein Herz begehrt.
In meinem Abnehm-Coaching arbeite ich unter anderem mit dem „Inneren Esstisch“. Wir überlegen gemeinsam, welchen Lebensmitteln die „Freundschaft“ ganz gekündigt wird und welchen ein neues Beziehungsangebot gemacht werden sollte. Auch können neue Beziehungen geknüpft werden, vielleicht auch zu alten Bekannten.
Gerne unterstütze ich dich auf deinem Weg zu mehr Leichtigkeit und Wohlbefinden.